Abschied von Hans Taschner

15. März 2014

Am 11. Dezember 2013 ist unser Kamerad Hans Taschner im Alter von 102 Jahren verstorben. So lange es seine Kräfte zuließen, war er, auch nachdem er das hundertste Lebensjahr schon überschritten hatte , noch dabei bei Gedenkfeiern und Veranstaltungen, die an die Opfer des NS-Regimes erinnerten und die das »Nie wieder!« der KZ-Überlebenden an jüngere Generationen weiterzugeben versuchten. Bis zu seinem Lebensende war er Mitglied des Präsidiums der Lagergemeinschaft Dachau.

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Hans Taschner entstammte einem Elternhaus, das schon früh im sozialdemokratischen Umfeld engagiert war. Sein Vater gehörte zu den Gründern des Konsumvereins, die Eltern leiteten zeitweise eine Filiale dieser Lebensmittelversorgungsgenossenschaft. Mit 16 Jahren beginnt Hans, sich selbst politisch zu engagieren. In den Jahren vor 1933 gehört er zum Umfeld des ISK, des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes. Schon früh warnt diese eher kleine Gruppe, die aber in München vor allem bei vielen jungen Gewerkschaftern Resonanz findet, vor dem heraufziehenden Faschismus und setzt sich ein für einen parteiübergreifenden Widerstand gegen diese drohende Gefahr. Bei der Machtübernahme der Nazis ist Hans Taschner als damals bei der »Arbeiterwohlfahrt« Beschäftigter ohnehin gefährdet. Eine Denunziation aus der Nachbarschaft bringt ihn schließlich ins Gefängnis und anschließend für vier Jahre ins Konzentrationslager Dachau. Dort muss er anfangs in der Kiesgrube schuften, wird unter anderem im gefürchteten »Bunker«, dem Zellentrakt des Lagers, eingesperrt und von den Nazischergen gefoltert. 1939 gehört er zu den 500 Häftlingen, die aus Anlass von »Führers Geburtstag« überraschend freigelassen werden, kurz danach wird er eingezogen und in den Krieg nach Russland geschickt. Nachdem Hans Taschner Faschismus und Krieg überlebt hat, kommt er zurück nach Bayern und hält von seinem zur Gemeinde Inning gehörenden Wohnsitz zwischen Ammersee und Wörthsee aus Kontakt zu den Genossen und Kameraden von früher. Ehemalige ISKler aus München wie Ludwig Linsert und Ludwig Koch engagieren sich nach den Jahren der Verfolgung parteipolitisch in der SPD, sehen ihren Arbeitsschwerpunkt aber vor allem im Aufbau und der Neuorganisation der bayerischen Gewerkschaften. Ihnen bleibt Hans politisch und persönlich besonders verbunden, auch wenn er eine Selbständigenlaufbahn einschlägt und schließlich selbst eine kleine Firma sein eigen nennt. Mit 70 Jahren setzt er sich schließlich beruflich zur Ruhe, bleibt politisch aber weiterhin hellwach und engagiert auf vielen Ebenen. Als Zeitzeuge, auch bei zahlreichen Veranstaltungen und Seminaren der VVN-BdA, aber auch im hohen Alter noch bei öffentlichen Kundgebungen, wenn es gilt, Neonazi-Aufmärschen entgegenzutreten.

(Aus Antifa 3-4/2014)