Keine Ehrung der lettischen Waffen-SS! – Mahnwache vor dem Konsulat Lettlands

8. März 2017

Keine Ehrung der lettischen Waffen-SS!

Aufruf zur Mahnwache vor dem Honorar-Konsulat Lettlands in München

Seit 1991 treffen sich am 16. März, dem „Tag der Legionäre“, Veteranen der lettischen Legion der Waffen-SS zu einem Gedenk- und Ehrenmarsch zum Freiheitsdenkmal in Riga.

Im letzten Jahr marschierten am 16. März über 1.000 SS-Veteranen und ihre ultrarechten Anhänger durch Riga. Gleichzeitig wurden AntifaschistInnen durch Einreiseverbote bzw. Abschiebung als „unerwünschte Ausländer“ an Protesten gegen diese skandalöse Ehrung gehindert.

Dieser 16. März dient der Ehrung von Verbrechern: Zu den „Aufgaben“ der lettischen Waffen-SS-Einheiten gehörte die Ermordung der aus Deutschland in das Ghetto Riga verschleppten jüdischen Menschen.

Im Wald von Biķernieki erschossen sie an der Seite der deutschen Besatzer mindestens 35.000 Jüdinnen und Juden, Kriegsgefangene und WiderstandskämpferInnen.

70.000 Jüdinnen und Juden wurden in Lettland ermordet.

Unglaublich, aber wahr: Lettische Veteranen der Waffen-SS erhalten aus deutschen Rentenkassen Alters- und Kriegsopferrenten!

Wir fordern:

  • Schluss mit der Ehrung von Kriegsverbrechern und Mördern in Lettland !

  • Einstellung der Rentenzahlungen an Angehörige von SS-Verbänden und NS-Kollaborateure durch Deutschland !

Die VVN-BdA protestiert am 15. März 2017 deutschlandweit vor den Botschaften und Konsulaten Lettlands gegen den „Tag der Legionäre“.

Kommen Sie zur Mahnwache in München

am 15. März 2017, 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr

Ohmstr. 22, gegenüber Honorarkonsulat Lettland (U-Bahn Giselastr.)

Weitere Infos unter http://www.vvn-bda.de/keine-ehrung-der-lettischen-waffen-ss-internationale-protestkundgebungen/

Internationale Münchner Friedenskonferenz 17.-19.2

In der kommenden Woche beginnt die Internationalen Münchner Friedenskonferenz. Die VeranstalterInnen plädieren zum 15. Male für Sicherheit durch Verhandlungen, durch Frieden und Abrüstung. Sie will die Möglichkeiten einer zivilen Politik und die Erfolge gewaltfreien Handelns aufzeigen. Kommen Sie zur Münchner Friedenskonferenz und zu den Protesten gegen die „Sicherheitskonferenz“, setzen Sie mit uns ein Zeichen gegen Krieg und militärische Machtpolitik, für Frieden durch Abrüstung und Gerechtigkeit!

 

Fr. 17.2., 19:00 Uhr, Internationales Forum im Alten Rathaus,

mit Daniela Dahn (Publizistin und Autorin):

Kooperation oder Konfrontation mit Russland?;

Harald Welzer (Soziologe, FUTURZWEI- Stiftung Zukunftsfähigkeit):

Wie werden wir zukunftsfähig von Krieg und Umweltzerstörung?

Elsa Rassbach (US-Bürgerin in Deutschland, Filmemacherin und Journalistin):

Gewaltfrei gegen Drohnenkrieg

Einführung und Moderation:      Clemens Ronnefeldt,

Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes

Musik: Die Neurosenheimer ; Grußwort der LH München: Christian Vorländer, Stadtrat

 

Sa. 18.2., 10:00 Uhr, Gesprächsforum mit den ReferentInnen des Internationalen Forums,

im DGB- Haus, Schwanthalerstr. 64

 

Sa. 18.2., 19:00 Uhr, DGB- Haus: Friedensethik – Friedenspolitik

Mit Kirchen und Gewerkschaften im Gespräch.

Wie kann die Friedensbewegung ihren Zielen – Frieden, Abrüstung, Gerechtigkeit – näher kommen? Ausgangspunkt der Diskussion soll das Manifest „Schutz der Menschenrechte durch Prävention“ sein. Ist dieses Manifest geeignet, als Grundlage für gemeinsame Äußerungen und Aktivitäten von Kirchen und Gewerkschaften zu friedenspolitischen Themen zu dienen?

Podium: Stefan Maaß, Friedensbeauftragter der Evang. Landeskirche Baden;

Simone Burger, DGB-Region Regionsgeschäftsführerin und Vorsitzende DGB Kreisverband München; Wiltrud Rösch-Metzler, Bundesvorsitzende der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi. Moderation: Renate Börger, Journalistin, München

 

Hier finden Sie das Manifest „Schutz der Menschenrechte durch Prävention“.

http://www.friedenskonferenz.info/index.php?ID=50

und die Möglichkeit Ihre Unterstützung zu erklären

 

Sonntag 19.2. Friedensgebet der Religionen, 11.30 Uhr, Eine WeltHaus, Schwanthalerstr. 80

Motto: Trotz alledem

Das gesamte Programm und Informationen zu den ReferentInnen finden Sie hier:

http://www.friedenskonferenz.info/index.php?ID=1

 

Demonstration gegen die NATO-Sicherheitskonferenz Samstag, 18.2., 13 Uhr Stachus

45 Jahre nach dem „Radikalenerlass“ von 1972:

28. Januar 2017

45 Jahre nach dem „Radikalenerlass“ von 1972:

Erfolg gegen drohendes neues Berufsverbot in Bayern –

Kerem Schamberger wurde eingestellt

Die VVN-BdA Bayern gratuliert Kerem Schamberger zu seiner Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München zum 1. Januar 2017.

Die Anstellung war längst überfällig. Aber Bewerber für den öffentlichen Dienst in Bayern müssen einen „Fragebogen zur Prüfung der Verfassungstreue“ ausfüllen. Kerem Schamberger hatte hier u.a. seine Mitgliedschaft in der VVN-BdA und der DKP angegeben, woraufhin die Universität München das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz um Auskunft ersuchte. Monatelang ließ sich daraufhin diese Behörde Zeit für eine Antwort. Entgegen deren Hinweisen auf angeblich verfassungsfeindliche Aktivitäten Schambergers sah die Universität München dann aber keinen Grund für die Verweigerung der Einstellung. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Verfassungsauftrags „Freiheit von Kunst und Wissenschaft“ geleistet.

Möglich wurde dieser Erfolg durch das engagierte Eintreten der Verantwortlichen des Instituts für ihren Doktoranden Schamberger und durch die breite Unterstützung, die er erfahren hat.

Das große öffentliche Interesse an diesem drohenden „Berufsverbot“ für einen Antifaschisten und Marxisten lenkt den Blick auch wieder auf ein betrübliches Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte – der Ausgrenzung kritischer, links eingestellter Personen vor allem aus dem öffentlichen Dienst. In Nachfolge des sog. „Adenauer-Erlasses“ von 1950 beschlossen am 28. Januar 1972, also vor 45 Jahren, die Ministerpräsidenten der Länder den sog. „Radikalenerlass“, der in den knapp zwanzig Jahren seiner Gültigkeit zu etwa 3,5 Millionen Überprüfungen von Bewerbern, zu 11000 Verfahren und weit über 1000 „Berufsverboten“ führte. Vom individuellen Leid dieser unmittelbar Betroffenen abgesehen: Der „Radikalenerlass“ führte zu massiver Einschüchterung und politischer Anpassung vor allem junger Menschen – und auch zum Aufblähen der Verfassungsschutzbehörden, die den Feind traditionsgemäß in den „Linken“ sahen und auf dem rechten Auge meist „blind“ waren. Was Kritiker damals bereits deutlich machten, ist heute gängige Auffassung: Der „Radikalenerlass“ war niemals Schutz für Demokratie und Verfassung, sondern baute demokratische Rechte ab.

Der Fall Schamberger, der über die Bundesrepublik hinaus bekannt wurde, macht aber auch darauf aufmerksam, wie sehr das Bayerische Innenministerium und seine Behörde, das Landesamt für Verfassungsschutz, noch immer in den Schützengräben des kalten Krieges verharren. Bayern hatte als letztes Bundesland 1991 den „Radikalenerlass“ abgeschafft, um danach als damals einziges Bundesland den erwähnten „Fragebogen zur Prüfung der Verfassungstreue“ als Nachfolgeinstrument einzuführen. Bayern wollte Vorreiter bleiben in der Abwehr kritischer, linker Menschen und Vorreiter bleiben im Kampf gegen den sog. „Linksextremismus“. Jahrzehntelange Verharmlosung der Gefahr von rechts war die Folge – bis hin zum Versagen auch des Bayerischen Verfassungsschutzes bei den NSU-Morden.

In den jährlichen bayerischen Verfassungsschutzberichten sowie in der Liste „verfassungsfeindlicher“ Organisationen, die Bewerbern für den öffentlichen Dienst vorgelegt wird, ist auch die VVN-BdA aufgeführt. Damit wird dieser vor 70 Jahren von ehemaligen NS-Opfern gegründeten Organisation die demokratische Legitimität abgesprochen und werden ihre Mitglieder als Verfassungsfeinde diffamiert. Das zeigt besonders deutlich, wie sehr das Bayerische Innenministerium den Verfassungsschutzbericht als politisches Kampfmittel nutzt.

45 Jahre nach Verabschiedung des „Radikalenerlasses“ sollte auch in Bayern endgültig Schluss sein mit der unheilvollen Ausgrenzung von Demokraten und AntifaschistInnen und der Drohung mit „Berufsverboten“. Deshalb: Dieser „Fragebogen zur Prüfung der Verfassungstreue“ gehört abgeschafft.

München, Januar 2017

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und

Antifaschisten / Landesverband Bayern

Als pdf-Datei siehe Erklärung VVN Bayern zu Kerem Schamberger und 45 Jahre Radikalenerlass

Versagt vor der Geschichte – Zum NPD-Verbotsurteil

17. Januar 2017

Versagt vor der Geschichte Zum NPD-Verbotsurteil

An allen Gedenktagen an die Opfer des NS-Regimes, so sicher auch am bevorstehenden 27. Januar, werden von den politisch Verantwortlichen in Deutschland Reden gehalten in denen man die Verbrechen des deutschen Faschismus benennt und ein „Nie wieder!“ verspricht.

Aber wenn es darauf ankommt die Konsequenzen aus den Millionen Opfern dieses verbrecherischen Regimes zu ziehen und zwar die allereinfachste und naheliegendste, nämlich dass die dafür verantwortlichen politischen Kräfte nie Gelegenheit erhalten dürfen einen erneuten Anlauf zur Errichtung eines ähnlichen menschenfeindlichen Regimes zu errichten, wird versagt.

Es wird aber nicht einfach aus Unvermögen, sondern, wenn man das Anti-Verbots- Trommelfeuer der letzten Monate in Politik und Medien betrachtet, es wird vorsätzlich versagt.

Eine neo-nationalsozialistische Partei soll es in Deutschland geben dürfen, das ist die Quintessenz all dieser Aktivitäten.

Zu den historischen Verbrechen des deutschen Faschismus gehören auch die knapp 200 Toten seit 1990 und die rassistischen Mobilisierungen der letzten zwei Jahre bei denen die NPD eine wesentliche Rolle gespielt hat. Sie hat Strukturen, Ideologie und hasserfüllte Parolen zur Verfügung gestellt, was sogar noch aus Steuermitteln finanziert wird. Das macht deutlich, dass von der NPD Gefahr ausgeht unabhängig davon, ob sie in Parlamenten sitzt oder nicht.

Außerdem wurde vorsätzlich darauf verzichtet, dem völkischen Nationalismus wie er auch durch die AfD vertreten wird, einen Riegel vorzuschieben.

Dazu sagen wir Nein: Faschismus gehört verboten, weil er keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen. Die NPD hat, ebenso wie andere faschistische Gruppierungen keinen Anspruch auf Legalität.

An dieser Lehre der Geschichte halten wir fest.

Cornelia Kerth

Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e.V

Karlsruhe, 17.01.17

http://vvn-bda.de/versagt-vor-der-geschichte-zum-npd-verbotsurteil/

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e.V.BundesvereinigungMagdalenenstr. 19, 10365 BerlinTel.: +49 (0)30-55579083-2, Fax: +49 (0)30-55579083-9E-Mail: bundesbuero@vvn-bda.dewww.vvn-bda.de

Kundgebung für eine angstfreie und offene Gesellschaft

Am 22. Dezember organisiert Bellevue di Monaco wieder eine Kundgebung.

Aus der Ankündigung:

Angst? – Sicher ned! Für eine offene Gesellschaft!

Am 22. Dezember kommt die Stadtgesellschaft vor Weihnachten noch einmal zusammen, zur Besinnung und feiert in einem ihrer schönsten Salons vor der Bayerischen Staatsoper zusammen mit prominenten Künstlern, Musikern und Rednern. München steht wieder einmal ein für Humanismus, Einigkeit und eine offene Gesellschaft.

Nationalistische Populisten, Angstmacher und Hetzer haben uns im vergangenen Jahr oft genug ihre fremdenfeindlichen „postfaktischen“ Themen und Theorien aufgedrängt – Schluss damit! Auf ein Jahr 2017 in dem wir die Herausforderungen besonnen, konstruktiv, mit Verstand gemeinsam angehen! PS: Wir schaffen das! Wenn wir wollen. Wir-sind-alle-von-Wo-600

70 Jahre Bayerische Verfassung

1. Dezember 2016

70 Jahre Bayerische Verfassung

Verfassung ernst nehmen –

dem populistischen Ruf nach Leitkultur entgegentreten !

Am 1. Dezember 1946 wurde mit einer Volksabstimmung die Bayerische Verfassung angenommen. Unter den (wenigen) Frauen und Männern im vorbereitenden Verfassungsausschuss und in der verfassungs-gebenden Landesversammlung waren viele, die selbst in der NS-Zeit Verfolgung erlitten hatten oder ins Exil getrieben wurden. Sie waren sich – unabhängig davon, ob sie der CSU, der SPD, der KPD angehörten oder parteilos waren – einig, dass diese Verfassung vor allem dem Ziel zu dienen hatte, einen neuerlichen Weg in eine Nazidiktatur zu versperren und einen dauerhaften demokratischen und sozialen Rechtsstaat zu sichern. Aus dem Widerstand und dem Exil brachten sie ihre Überlegungen in die Beratungen ein. So ist in der Bayerischen Verfassung von 1946 – wie auch in anderen Länderverfassungen – der Bezug auf den deutschen Faschismus stellenweise noch direkter zu spüren als im Grundgesetz von 1949. Dies zeigt sich besonders in folgenden Festlegungen:

Gegen Nationalsozialismus und Militarismus

Weil die Verfassung geschaffen wurde in der Absicht, eine Nazidiktatur nie mehr zu ermöglichen, wurde im letzten Artikel 184 festgelegt, dass „Die Gültigkeit von Gesetzen, die gegen Nationalsozialismus und Militarismus gerichtet sind oder ihre Folgen beseitigen wollen, […] durch diese Verfassung nicht berührt oder beschränkt“ werden. Damit wird das Grundanliegen der Verfassungsgeber 1946 deutlich.

Umfassendes Asylrecht

Weil während der Nazidiktatur Hunderttausende ihre Rettung dem Asyl in anderen Ländern verdankten, wurde in Artikel 105 festgelegt, dass „Ausländer, die unter Nichtbeachtung der in dieser Verfassung niedergelegten Grundrechte im Ausland verfolgt werden und nach Bayern geflüchtet sind, nicht ausgeliefert und ausgewiesen werden“ dürfen.

Gegen Rassen- und Volkerhass

Weil die Naziideologie auf rassistischer Grundlage beruhte, zur Ausgrenzung vieler Menschen aus der „Volksgemeinschaft“ und letztlich zu Krieg und Vernichtung führte, wurde in Artikel 119 schlicht formuliert: „Rassen- und Völkerhass zu entfachen ist verboten und strafbar.“

Verpflichtung wirtschaftlicher Tätigkeit auf Gemeinwohl

Weil soziale Unsicherheit Menschen vor 1933 anfällig machte für die Nazipropaganda und weil Großkonzerne ihre wirtschaftliche Macht zu politischen Zwecken missbrauchten, sollte die „gesamte wirtschaftliche Tätigkeit […] dem Gemeinwohl“ dienen, wurde die Zusammenballung wirtschaftlicher Macht verboten und das Recht auf Arbeit verankert (Art. 151-177).

Diese Festlegungen zeigen besonders deutlich, dass die Bayerische Verfassung von 1946 – wie auch das Grundgesetz von 1949 – entstanden ist als Gegenentwurf zur Praxis und Ideologie des Nationalsozialismus. Aber sie sind bis heute noch wenig bekannt, wurden vergessen – oder auch absichtsvoll verschwiegen. Denn zu deutlich würde dann der Widerspruch zu heutiger Realität, in der

  • die extreme Rechte immer wieder verharmlost,

  • das Asylrecht oft missachtet,

  • Rassismus im Alltag gang und gäbe

  • und das politische Gewicht von Konzernen überdeutlich ist.

Der 70. Jahrestag der Bayerischen Verfassung sollte Anlass sein, sich mit deren menschenrechtlichen, sozialstaatlichen und antifaschistischen Normen wieder genauer zu beschäftigen. Sie sind Richtschnur für politisches und gesellschaftliches Handeln im Freistaat; das sind die wirklichen Leitlinien.

Sie stehen damit im Gegensatz zu populistischen Forderungen nach einer „Leitkultur“, deren heimattümelnde Unbestimmtheit bloßer Stimmungsmache dient und letztlich zur Ausgrenzung anderer Menschen und Kulturen dient. Auf eine demokratische bayerische Tradition oder auf die Bayerische Verfassung kann sich solche „Leitkultur“ nicht berufen.

(Entschließung der Landesdelegiertenkonferenz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Bayern, Nürnberg/16.10.2016)

Als pdf-Flyer siehe P_Flyer_VVN_Bayern_Verfassung_210x297

 

Unversöhnliche Erinnerungen – Filmveranstaltung zum Spanischen Bürgerkrieg

Vor 80 Jahren putschten Militärs unter General Franco gegen die Spanische Republik. Der Dokumentarfilm portraitiert zwei Deutsche, die damals nach Spanien eilten: der eine zum Schutz der Republik – der andere auf Geheiß Hitlers zur Unterstützung der Faschisten …

Nähere Hinweise siehe Unversöhnliche Erinnerungen

Max Mannheimer (6.2.1920 – 23.9.2016) zum Gedenken

3. November 2016

Erinnerung bewahren – authentische Orte erhalten – Verantwortung übernehmen

KZ-Überlebende, die die internationalen Komitees von neun Lagern vertreten, verabschieden in Berlin ein „Vermächtnis“

Wir, die Unterzeichnenden, Überlebende der deutschen Konzentrationslager, Frauen und Männer, vertreten Internationale Häftlingskomitees der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos. Wir gedenken unserer ermordeten Familien und der Millionen Opfer, die an diesen Orten der Asche getötet wurden. Ihre Verfolgung und Ermordung aus rassischen, politischen, religiösen, sozialen, biologischen und ökonomischen Gründen und ein verbrecherischer Krieg haben die Welt an den Rand des Abgrunds geführt und eine schreckliche Bilanz hinterlassen.

Nach unserer Befreiung schworen wir eine neue Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen: Wir haben uns engagiert, um eine Wiederkehr dieser unvergleichlichen Verbrechen zu verhindern. Zeitlebens haben wir Zeugnis abgelegt, zeitlebens waren wir darum bemüht, junge Menschen über unsere Erlebnisse und Erfahrungen und deren Ursachen zu informieren.

Gerade deshalb schmerzt und empört es uns sehr, heute feststellen zu müssen: Die Welt hat zu wenig aus unserer Geschichte gelernt. Gerade deshalb müssen Erinnerung und Gedenken weiterhin gleichermaßen Aufgabe der Bürger und der Staaten sein.

Die ehemaligen Lager sind heute steinerne Zeugen: Sie sind Tatorte, internationale Friedhöfe, Museen und Orte des Lernens. Sie sind Beweise gegen Verleugnung und Verharmlosung und müssen auf Dauer erhalten werden. Sie sind Orte der wissenschaftlichen Forschung und des pädagogischen Engagements. Die pädagogische Betreuung der Besucher muss ausreichend gewährleistet sein.

Die unvergleichlichen Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten – erinnert werden muss in diesem Zusammenhang vor allem an den Holocaust – geschahen in deutscher Verantwortung. Deutschland hat viel zur Aufarbeitung seiner Geschichte getan. Wir erwarten, dass die Bundesrepublik und ihre Bürger auch in Zukunft ihrer Verantwortung in besonderem Maße gerecht werden.

Aber auch Europa hat seine Aufgabe: Anstatt unsere Ideale für Demokratie, Frieden, Toleranz, Selbstbestimmung und Menschenrechte durchzusetzen, wird Geschichte nicht selten benutzt, um zwischen Menschen, Gruppen und Völkern Zwietracht zu säen. Wir wenden uns dagegen, dass Schuld gegeneinander aufgerechnet, Erfahrungen von Leid hierarchisiert, Opfer miteinander in Konkurrenz gebracht und historische Phasen miteinander vermischt werden. Daher bekräftigen den von der ehemaligen Präsidentin des Europäischen Parlaments und Auschwitz-Überlebenden Simone Veil vor dem Deutschen Bundestag 2004 ausgesprochenen Appell zur Weitergabe der Erinnerung: „Europa sollte seine gemeinsame Vergangenheit als Ganzes kennen und zu ihr stehen, mit allen Licht- und Schattenseiten; jeder Mitgliedstaat sollte um seine Fehler und sein Versagen wissen und sich dazu bekennen, mit seiner eigenen Vergangenheit im Reinen zu sein, um auch mit seinen Nachbarn im Reinen sein zu können.“

Unsere Reihen lichten sich. In allen Instanzen unserer Verbände, auf nationaler wie internationaler Ebene, treten Menschen an unsere Seite, um die Erinnerung aufzunehmen: Sie geben uns Vertrauen in die Zukunft, sie setzen unsere Arbeit fort. Der Dialog, der mit uns begonnen wurde, muss mit ihnen fortgeführt werden. Für diese Arbeit benötigen sie die Unterstützung von Staat und Gesellschaft.

Die letzten Augenzeugen wenden sich an Deutschland, an alle europäischen Staaten und die internationale Gemeinschaft, die menschliche Gabe der Erinnerung und des Gedenkens auch in der Zukunft zu bewahren und zu würdigen. Wir bitten die jungen Menschen, unseren Kampf gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte, friedliche und tolerante Welt fortzuführen, eine Welt, in der Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus keinen Platz haben sollen.

Dies sei unser Vermächtnis.

Berlin, 25. Januar 2009

Noach Flug (Jerusalem)
Internationales Auschwitz Komitee
Sam Bloch (New York)
World Federation of Bergen-Belsen
Bertrand Herz (Paris)
Internationales Buchenwald Komitee
Max Mannheimer (München)
Internationales Dachau Komitee
Uri Chanoch (Jerusalem)
Internationales Komitee Nebenlager Dachau
Jack Terry (New York)
Internationales Flossenbürg Komitee
Albert van Hoey (Brüssel)
Internationales Komitee Mittelbau-Dora

Robert Pinçon (Tours)
Internationales Neuengamme Komitee

Annette Chalut (Paris)
Internationales Ravensbrück Komitee

Pierre Gouffault (Paris)
Internationales Sachsenhausen Komitee

(Quelle: Internationales Auschwitz Komitee, Stauffenbergstraße 13/14, 10785 Berlin)

Wie Deutschland am Krieg verdient – oder: Wer Waffen liefert sät Krieg und erntet Terror

Veranstaltung mit Jürgen Grässlin, Autor

Näheres siehe unter Grässlin-2016-006

Die Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern

Die Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern 1933-1945

Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum, Brienner Str, 34, 80333 München vom 27.10.2016 bis zum 29.1.2017

Das Begleitprogramm zu der Ausstellung beginnt am Freitag, 28.10.2016 um 19 Uhr mit einer Podiumsdiskussion:

Die Verfolgung der Sinti und Roma in der schulischen Bildung

Auf dem Podium u.a. Dr. Gerhard Baumgartner, Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands

Am Donnerstag, 10.11. um 19 Uhr folgt ein Vortrag von Herbert Heuß

Zurück im Teufelskreis: Zur Menschenrechtssituation von Roma in Europa

Der Referent ist Politologe und wissenschaftl. Leiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.

Am Mittwoch, 16.11. um 19 Uhr ist ein ermutigender Dokumentarfilm zu sehen

Zigeunerstück – Sinti- und Roma-Kinder proben den Auf…tritt“

Ein Film über ein Theaterprojekt, das der Münchner Sinto Alexander Adler initiierte. Am Anfang stand der Plan, Sinti- und Roma-Kindern eine Bühne in der Mitte der Gesellschaft zu geben. Dass diese Bühne schließlich in den Münchner Kammerspielen gefunden wurde, hätte aber niemand zu träumen gewagt…

Am Dienstag, 22.11. um 19 Uhr spricht der Politologe Markus End über

Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit – Strategien und Mechanismen medialer Kommunikation

End promoviert derzeit an der TU Berlin zur Struktur und Funktionsweise des modernen Antiziganismus. Für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat er eine vielbeachtete Studie über Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit erstellt.

Am Mittwoch, 23.11. um 15 Uhr und um 19 Uhr wird ein Spaziergang aufgeführt:

SCHLUCHTEN – Ein theatraler Stadtspaziergang

Durch qualitative Interviews wurde die gegenwärtige Lebensrealität der Deutsch-Sinti und Deutsch-Roma untersucht. Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Vertreter der Minderheit präsentieren Ausschnitte… Die Aufführung findet in der Ausstellung statt.

Am Mittwoch, 30.11. um 19 Uhr sprechen im Rahmen eines Zeitzeugenabends unser Kamerad Mano Höllenreiner und die Autorin Anja Tuckermann über:

Die Münchner Sinti-Familie Höllenreiner

Mano Höllenreiner war neun Jahre alt, als er nach Auschwitz-Birkenau kam, und elf, als er den Todesmarsch aus Sachsenhausen überlebte. Als einer der letzten Zeitzeugen der Sinti berichtet er von der Verfolgung in der NS-Diktatur.

Am Dienstag, 6.12. um 19 Uhr geht es um den

Umgang Münchens mit Sinti und Roma – Vergangenheit und Gegenwart

In Zusammenarbeit mit der Madhouse GmbH, die sich seit 1987 für Sinti und Roma in München einsetzt. Ihr Vorsitzender Alexander Diepold diskutiert gemeinsam mit Uta Horstmann, Sozialarbeiterin der Stadt München und Teilnehmerin am Dachauer Hungerstreik von 1980, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Umgangs mit Sinti und Roma in München.

Außerdem:

Sonntag, 20.11. 2016 (19:00 Uhr):

Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der ersten Deportationen von Jüdinnen und Juden aus München

Abschluss der Kunstinstallation „Koffer der Erinnerung“ von Wolfram P. Kastner und Ingrid Reuther und Gespräch zwischen dem Zeitzeugen Ernst Grube und dem Historiker Maximilian Strnad.

Aus der Ankündigung: Vor 75 Jahren, am 20. November 1941, wurden 998 Münchner Jüdinnen und Juden im „Judenlager“ Milbertshofen versammelt, nach Kaunas/Litauen deportiert und fünf Tage später ermordet.

Von vielen Opfern dieser ersten Deportation blieb nicht einmal ein Passfoto, sondern nur der Eintrag im Melderegister und der zynische behördliche Vermerk „nach unbekannt abgewandert“. Die Kunstinstallation „Hier wohnte … Koffer der Erinnerung“ erinnert an die jüdischen Nachbarn in der Maxvorstadt.…Der Münchner Ernst Grube hat die Deportationen als Kind miterlebt. Im Gespräch mit dem Historiker Maximilian Strnad spricht er über seine Erinnerungen.

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