Die Waffen nieder! Erklärung der VVN-BdA zum Überfall auf die Ukraine

27. Februar 2022

In einer Erklärung verurteilen die beiden Bundesvorsitzenden der VVN-BdA den Völkerrechtsbruch Russlands scharf und rufen zur sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen, zum sofortigen Rückzug der russischen Armee und zur Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf.

Abschließend heißt es im Aufruf: „Einen langfristigen Frieden in Europa wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden. Wirtschaftliche Kooperation und kultureller Austausch auf Augenhöhe zwischen großen und kleinen Staaten können die Wunden der Geschichte heilen. Deutschland als Nachfolgestaat des NS-Regimes trägt dafür eine besonders große
Verantwortung.“

Zum Wortlaut der Erklärung siehe Waffen-nieder-Erklaerung-der-VVN-BdA-zum-Ueberfall-auf-die-Ukraine

VVN-BdA beantragt Gedenkzeichen für Münchner Opfer des Naziregimes

8. Februar 2022

Die Münchner VVN-BdA hat bei der „Koordinierungsstelle Gedenkzeichen“ der Stadt München Ehrungen für vier Opfer des Naziregimes beantragt, deren Namen heute meist vergessen sind. In ihrem Antrag vom 18. Dezember 2019 sind Frauen und Männer aus dem sozialistischen, kommunistischen und christlichem Milieu benannt:

Franz Scheider

*13.12.1913 München

+ 9.6.1944 Amalias/Griechenland

Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in der Schwabinger Belgradstraße 16 erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers und organisierte sich früh in der Gewerkschaft. Er war Mitglied der „Naturfreundejugend“, der „Freien Turnerschaft“, des Metallarbeiterverbandes, des Kommunistischen Jugendverband KJVD, der „Kampfgemeinschaft für Rote Sport-Einheit“ und der KPD.

Nach der ersten Verhaftungswelle gegen Münchner KommunistInnen half Franz Scheider mit bei der Herstellung und Verteilung von Flugschriften („Neue Zeitung“). Er wurde am 18.8.1933 verhaftet und ins KZ Dachau eingeliefert und am 15.5.1934 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zusammen mit sieben anderen zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftentlassung im Mai 1936 fand er Arbeit als Heizungsmonteur. 1939 verheiratete er sich mit Dorothea Ettmeier.

Trotz „Wehrunwürdigkeit“ am 1. Dezember 1942, kurz nach der Geburt der Tochter, wurde er zur „Bewährungseinheit 999“ eingezogen und auf dem Peloponnes eingesetzt; dort plante er mit Gleichgesinnten die Verständigung mit gegnerischen Truppen sowie die Entwaffnung der Offiziere. Nach Denunziation vom Feldkriegsgericht am 4.6.1944 wurde Scheider wegen „Kriegsverrats in Tateinheit mit Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und zusammen mit fünf anderen am 9. Juni 1944 bei Amalias hingerichtet.

Magdalena Knödler, geb. Sellmeier

*18.4.1897 Unterpfaffenhofen

+ 24.4.1933 Gefängnis München Stadelheim

Die Ehefrau des KPD-Stadtrats Gottlieb Knödler aus Pasing, Holzstr. 5 (heute Schikanederstr.), wurde vier Wochen nach der Verhaftung ihres Mannes (am 7.3.1933) im Gefängnis Stadelheim inhaftiert, wo sich bereits mehrere Frauen von inhaftierten Kommunisten befanden. Aus Verzweiflung und in Angst um die beiden Kinder und ihren Mann im KZ Dachau erhängte sich Magdalena Knödler am 24. April 1933 in ihrer Gefängniszelle. An der Beisetzung durfte ihr Ehemann in Polizeibegleitung kurz teilnehmen, wurde dann aber bis 1935 im KZ Dachau festgehalten.

Magdalena Knödlers Tod verweist auf das Schicksal vieler Frauen, die im Rahmen der „Sippenhaft“ von den Nazis verfolgt wurden.

Josef Feuerer

*9.11.1911 in Regensburg

+ 14.1.1942 in Gusen/Bezirk Perg

Nach der Ausbildung im Hotelgewerbe arbeitete er seit 1930 als Kellner bei der Mitropa-Speisewagengesellschaft. Im Münchner Gewerkschaftshaus kam er in Kontakt mit Mitgliedern der illegalen linkssozialistischen Widerstandsgruppe „Rote Rebellen“ um Franz Faltner und betätigte sich bei Kurierdiensten und bei der Verteilung von illegalen Flugschriften. Feuerer wohnte in der Haidhausener Steinstraße 3/III, wurde am 28.4.1935 verhaftet und am 24.3.1937 vom Volksgerichtshof wegen „Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Strafverbüßung 1938 weiter in „Schutzhaft“, bis 1939 im KZ Dachau, dann im KZ Mauthausen; laut Sterbeurkunde verstarb er aufgrund einer TBC-Erkrankung im Krankenhaus Gusen, Ort eines großen Außenlagers des KZ Mauthausen.

Franz Wipplinger

*10.1.1915 in München

+ 24.10.1944 in Berlin-Spandau

Wipplinger wuchs in der Münchner Isarvorstadt in der Maistraße 31/II auf. Nach dem Abitur begann er ein Priesterstudium, wurde aber mit Kriegsbeginn einberufen und bei einem Einsatz an der Ostfront schwer verwundet. Er leistete dann Innendienst als Schreiber beim Heer in München.

Nach einer Denunziation wurde er 1943 verhaftet und ins Militärgefängnis München verfrachtet. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ (Kritik am Krieg, Tagebuchaufzeichnungen, Abhören ausländischer Sender) verurteilte ihn ein Militärgericht in Berlin zum Tode verurteilt; er wurde am 24.10.1944 in Berlin-Spandau hingerichtet.

Gründung der VVN in Bayern vor 75 Jahren

26. Januar 2022

Am 26. Januar 1947 fand in der Münchner Schauburg die Gründungsversammlung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Bayern statt. Auf der Versammlung erläuterte der designierte Vorsitzende, der Münchner Arzt und Sozialdemokrat Ludwig Schmitt, die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses der Überlebenden des Naziterrors und formulierte die Ziele der neuen Organisation.

Die VVN war ein gemeinsames Anliegen der Verfolgten aus den damals zugelassenen demokratischen Parteien SPD, CSU, KPD und FDP sowie von rassisch Verfolgten. Bereits im Herbst 1946 hatten sie den Entschluss gefasst, die Interessen der Überlebenden mit einer eigenen überparteilichen Organisation zu vertreten.

Weitere Informationen siehe

27. Januar: Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus

Am Donnerstag, 27. Januar, jährt sich zum 77. Mal die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der sowjetischen Armee. 1993 bestimmte der damalige Bundespräsident Herzog diesen Tag als nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. International gilt dieser Tag als Holocaust-Gedenktag.

Auch heuer begeht die Münchner VVN-BdA mit einem stillen Gedenken am Platz der Opfer des Nationalsozialismus diesen Tag, um an alle Opfergruppen des Naziterrors zu erinnern. Beginn 17 Uhr, Ende 17.45 Uhr. Bitte auf Masken und Abstand achten!

Flüchtlingselend an Europas Grenzen mahnt zur Verwirklichung der Bayerischen Verfassung: Geflüchtete Menschen aufnehmen!

3. Dezember 2021

Aktion der VVN-BdA vor dem Bayerischen Innenministerium am 1. Dezember 2021

Mit Transparent und Schildern protestierte die Münchner VVN-BdA mit einer kleinen Kundgebung gegen die harte bayerische Flüchtlingspolitik. Sie steht im Widerspruch zum großzügigen Asylrecht, welches vor 75 Jahren in der Bayerischen Verfassung formuliert wurde.

Statt allgemeiner Lobreden auf die Bayerische Verfassung fordert die VVN-BdA, dass Bestimmungen der Verfassung endlich ernst genommen werden in unserem Alltag.

Auch der Freistaat Bayern hat viele Möglichkeiten, die Not der Geflüchteten an Europas Grenzen zu verringern und gleichzeitig den hier lebenden geflüchteten Menschen Schutz und Hilfe zukommen zu lassen.

Näheres siehe

Vor 8o Jahren: Deportation Münchner Jüdinnen und Juden in die Vernichtung

In den frühen Morgenstunden des 20. November 1941 verschleppte die Gestapo knapp 1.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer vom Güterbahnhof Milbertshofen nach Kaunas in Litauen. Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft wurden sie dort am 25. November von der SS und ihren Helfershelfern ermordet. Mit verschiedenen Veranstaltungen erinnern das Kulturreferat und das Stadtarchiv der Stadt München zusammen mit PartnerInnen an das damalige Geschehen.

Programm siehe

Große Ehrung für Ernst Grube, Holocaust-Überlebender und langjähriges VVN-BdA-Mitglied

2. November 2021

Verleihung in einem Festakt im NS-Dokumentationszentrum München am 25. Oktober 2021

Die von der Münchner Ehrenbürgerin und Politikerin Hildegard Hamm-Brücher ins Leben gerufene Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“ verlieh dieses Jahr dem Kunstfestival „Ausarten – Perspektivwechsel durch Kunst: Jüdisch-Muslimischer Dialog“ den Preis für sein außergewöhnliches gesellschaftliches Engagement. Den Ehrenpreis erhielt Ernst Grube für sein jahrzehntelanges Wirken um die Erinnerung an die Nazizeit und für seine heutige Aktivität zugunsten der Verwirklichung der Menschenrechte.

Foto: F.M.

In der Laudatio auf Ernst Grube skizzierte die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums Mirjam Zadoff den Lebensweg des 1932 geborenen Münchners, der als jüdisches Kind Ausgrenzung und schließlich Deportation in das KZ Theresienstadt erleben musste. Dabei ging sie auch auf die spätere Ausgrenzung Grubes als Kommunist in den Zeiten des Kalten Krieges ein sowie auf die Diffamierung, die Ernst Grube bis in die jüngste Zeit als Mitglied der VVN-BdA durch den Bayerischen Verfassungsschutz erdulden musste. Im zweiten Teil der Laudation berichtete der wissenschaftliche Mitarbeiter des Dokuzentrums, Thomas Rink, von der unermüdlichen Tätigkeit Grubes als vielgefragter Gesprächspartner von Schulklassen. Grubes Erzählen von seiner Kindheit in München und vom heutigen Engagement beispielsweise für Geflüchtete sei nie belehrend, weshalb die Resonanz bei den Jugendlichen auch besonders groß ist.

In seiner Dankesrede verwies Ernst Grube auf das jahrzehntelange Bemühen der Überlebenden der NS-Verfolgung für eine Welt ohne Krieg, Rassismus und Ausgrenzung. Großes Anliegen war beispielsweise die Sicherung der Internationalen Jugendbegegnung in Dachau, das den Austausch mit Jugendlichen verschiedener Länder ermöglichte.

Laudatio von Mirjam Zadoff und Thomas Rink siehe

Dankesrede Ernst Grubes siehe

Gedenkveranstaltungen zum 83. Jahrestag der Pogromnacht

2. November 2021

Sonntag, 7. November 2021, 13 Uhr

Gedenken der DBG- Jugend in Dachau

Es spricht Ronen Steinke, Journalist der Süddeutschen Zeitung

Anmeldung ist notwendig.

https://bayern-jugend.dgb.de/jahresprogramm/veranstaltungen/gedenken-dachau

Sonntag, 7. November 2021, 11 Uhr 

Gedenkveranstaltung am ehem. KZ-Lager Allach

KZ-Baracke in der Wohnsiedlung Ludwigsfeld, Granatstraße 10, München

Dienstag 9. November, 13 bis 17.30 Uhr

Namenslesung am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge, Ecke Herzog-Max/Maxburg-Straße

19 Uhr Gedenkstunde im Alten Rathaus am Marienplatz.

Anmeldung ist notwendig; es gibt einen Livestream

https://www.ikg-m.de/kategorie/veranstaltungen/arbeitsgruppe-gedenken-an-den-9-november-1938-veranstaltungen/

Donnerstag 11. November 2021, 19 Uhr

Kulturzentrum Trafo Neuhausen, Nymphenburgerstr. 171a, Veranstaltung zur Umbenennung der Hilblestraße in Maria-Luiko-Straße. (Maria Luiko war eine Münchner Künstlerin, in Kaunas ermordet wurde. Friedrich Hilble war in der NS-Zeit Münchner Stadtrat und Leiter des Wohlfahrtsamtes. Er wirkte mit bei der Vernichtung der ihm anvertrauten Menschen.)

Information hier: https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/muenchen-neuhausen-umbenennung-in-maria-luiko-strasse-gefordert-femaleheritage/

Kundgebung: 10 Jahre Aufdeckung des NSU und noch keine Aufklärung

Aus dem Aufruf von DIDF und DIDF-Jugend, den Veranstaltern der Kundgebung:

„Am 04.November jährt sich die Enttarnung des NSU zum 10.Mal. Die schrecklichen Morde des NSU-Komplexes, das sich über Jahrzehnte hinweg im Untergrund aufbauen und Mittel besorgen konnte, um Bombenanschläge auszuführen, Banken zu überfallen und gezielt Migrant*innen zu ermorden, wurden zwar bekannt – doch von einer lückenlosen Aufklärung fehlt auch nach zehn Jahren jede Spur.“

Mit einer Kundgebung und anschließender Demonstration bekräftigen die VeranstalterInnen ihre Forderung nach lückenloser Aufklärung des rechtsextremistischen Netzwerks. Flugblatt siehe

Gedenken der VVN-BdA an die Opfer des Naziregimes im Friedhof am Perlacher Forst, Montag, 1. November 2021

Auch in diesem Jahr wollen wird wieder am 1. November der im Münchner Friedhof am Perlacher Forst in einem „Ehrenhain“ beigesetzten über 4000 Opfer des Naziregimes gedenken, die im KZ Dachau und anderen Lagern ihr Leben lassen mussten.

Wir gedenken im Rahmen dieser Feier auch des Widerstands der „Weißen Rose“ (die Geschwister Scholl und einige ihrer Mitstreiter/innen sind auf diesem Friedhof beigesetzt) und weiterer wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens, aus rassistischen Gründen oder ihres antifaschistischen Widerstandes wegen verfolgter Gruppen und Personen. Dazu gehören auch die in der benachbarten Justizvollzugsanstalt Stadelheim während der NS-Zeit inhaftierten Menschen, die dort zu Tode kamen oder hingerichtet wurden.

In das Gedenken eingeschlossen sind außerdem die Opfer unter den Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern, die in Lagern der Umgebung dem Terror der Nazis ausgesetzt waren.

Ernst Antoni hält eine kurze Ansprache

Treffpunkt: 11.00 Uhr am Friedhofseingang – schräg gegenüber der Straßenbahn-Endhaltestelle Schwanseestraße (Tramlinie 28).

Wir bitten während unserer Gedenkstunde den Mindestabstand von 1,5m einzuhalten.

Bitte den Mundschutz mitbringen. Je nach aktueller Situation kann dieser notwendig sein.

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