8. Februar 2022
Die Münchner VVN-BdA hat bei der „Koordinierungsstelle Gedenkzeichen“ der Stadt München Ehrungen für vier Opfer des Naziregimes beantragt, deren Namen heute meist vergessen sind. In ihrem Antrag vom 18. Dezember 2019 sind Frauen und Männer aus dem sozialistischen, kommunistischen und christlichem Milieu benannt:
Franz Scheider
*13.12.1913 München
+ 9.6.1944 Amalias/Griechenland
Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in der Schwabinger Belgradstraße 16 erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers und organisierte sich früh in der Gewerkschaft. Er war Mitglied der „Naturfreundejugend“, der „Freien Turnerschaft“, des Metallarbeiterverbandes, des Kommunistischen Jugendverband KJVD, der „Kampfgemeinschaft für Rote Sport-Einheit“ und der KPD.
Nach der ersten Verhaftungswelle gegen Münchner KommunistInnen half Franz Scheider mit bei der Herstellung und Verteilung von Flugschriften („Neue Zeitung“). Er wurde am 18.8.1933 verhaftet und ins KZ Dachau eingeliefert und am 15.5.1934 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zusammen mit sieben anderen zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftentlassung im Mai 1936 fand er Arbeit als Heizungsmonteur. 1939 verheiratete er sich mit Dorothea Ettmeier.
Trotz „Wehrunwürdigkeit“ am 1. Dezember 1942, kurz nach der Geburt der Tochter, wurde er zur „Bewährungseinheit 999“ eingezogen und auf dem Peloponnes eingesetzt; dort plante er mit Gleichgesinnten die Verständigung mit gegnerischen Truppen sowie die Entwaffnung der Offiziere. Nach Denunziation vom Feldkriegsgericht am 4.6.1944 wurde Scheider wegen „Kriegsverrats in Tateinheit mit Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und zusammen mit fünf anderen am 9. Juni 1944 bei Amalias hingerichtet.
Magdalena Knödler, geb. Sellmeier
*18.4.1897 Unterpfaffenhofen
+ 24.4.1933 Gefängnis München Stadelheim
Die Ehefrau des KPD-Stadtrats Gottlieb Knödler aus Pasing, Holzstr. 5 (heute Schikanederstr.), wurde vier Wochen nach der Verhaftung ihres Mannes (am 7.3.1933) im Gefängnis Stadelheim inhaftiert, wo sich bereits mehrere Frauen von inhaftierten Kommunisten befanden. Aus Verzweiflung und in Angst um die beiden Kinder und ihren Mann im KZ Dachau erhängte sich Magdalena Knödler am 24. April 1933 in ihrer Gefängniszelle. An der Beisetzung durfte ihr Ehemann in Polizeibegleitung kurz teilnehmen, wurde dann aber bis 1935 im KZ Dachau festgehalten.
Magdalena Knödlers Tod verweist auf das Schicksal vieler Frauen, die im Rahmen der „Sippenhaft“ von den Nazis verfolgt wurden.
Josef Feuerer
*9.11.1911 in Regensburg
+ 14.1.1942 in Gusen/Bezirk Perg
Nach der Ausbildung im Hotelgewerbe arbeitete er seit 1930 als Kellner bei der Mitropa-Speisewagengesellschaft. Im Münchner Gewerkschaftshaus kam er in Kontakt mit Mitgliedern der illegalen linkssozialistischen Widerstandsgruppe „Rote Rebellen“ um Franz Faltner und betätigte sich bei Kurierdiensten und bei der Verteilung von illegalen Flugschriften. Feuerer wohnte in der Haidhausener Steinstraße 3/III, wurde am 28.4.1935 verhaftet und am 24.3.1937 vom Volksgerichtshof wegen „Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Strafverbüßung 1938 weiter in „Schutzhaft“, bis 1939 im KZ Dachau, dann im KZ Mauthausen; laut Sterbeurkunde verstarb er aufgrund einer TBC-Erkrankung im Krankenhaus Gusen, Ort eines großen Außenlagers des KZ Mauthausen.
Franz Wipplinger
*10.1.1915 in München
+ 24.10.1944 in Berlin-Spandau
Wipplinger wuchs in der Münchner Isarvorstadt in der Maistraße 31/II auf. Nach dem Abitur begann er ein Priesterstudium, wurde aber mit Kriegsbeginn einberufen und bei einem Einsatz an der Ostfront schwer verwundet. Er leistete dann Innendienst als Schreiber beim Heer in München.
Nach einer Denunziation wurde er 1943 verhaftet und ins Militärgefängnis München verfrachtet. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ (Kritik am Krieg, Tagebuchaufzeichnungen, Abhören ausländischer Sender) verurteilte ihn ein Militärgericht in Berlin zum Tode verurteilt; er wurde am 24.10.1944 in Berlin-Spandau hingerichtet.