Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum München
Noch bis Ende November 2021 ist im NS-Dokumentationszentrum die Sonderausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft“ zu sehen, die in Kooperation mit dem jüdischen Museum Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg entstand.
Die Ausstellung beginnt mit exemplarischen Berichten einzelner Zeitzeug*innen. Hierbei berichtet u.a. unser VVN-BdA-Mitglied Ernst Grube über seine Zeit im sog. „Judenlager“ Milbertshofen und seine Deportation nach Theresienstadt; auch die verstorbenen VVN’ler Martin Löwenberg oder der Sinto Hugo Höllenreiner kommen neben Gerty Spies, Max Mannheimer, Charlotte Knobloch u.a. zu Wort. Danach wird jedem Jahrzehnt nach 1945 ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet, um den unterschiedlichen Umgang mit der Zeitzeugenschaft zu erläutern. Zu Beginn waren es vor allem Medienberichte aus den USA, die Zeitzeug*innenberichte an die Öffentlichkeit brachten.
Während in der DDR bereits früh Erinnerungsarbeit geleistet wurde, ließ dies in der BRD noch auf sich warten. Erst ab den 1970er Jahren begannen dann auch verstärkt Zeitzeug*innenerzählungen aus der BRD.
Beeindruckende Zeitzeug*innenberichte bleiben weiterhin schriftlich festgehaltene Manifeste wie das Tagebuch der Anne Frank. Auch neben dem wichtiger werdenden Medium Film bleiben Druckerzeugnisse wie dieses Tagebuch ein eindrucksvolles Werk, das zeitlebens den Terror der Nazi-Diktatur widerspiegelt.
Durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993 gewann die Aufarbeitung des Holocausts eine neue mediale Dimension. Im Gefolge dieses Films wurden viele Interviews mit Zeitzeug*innen organisiert und ihre Geschichte medial festgehalten.
Auch Zeitzeug*innenberichte von NS-Tätern werden in der Ausstellung aufgenommen. Exemplarisch ist hier das Buch „Ich glaubte an Hitler“ von Baldur von Schirach zu nennen. Er beschreibt sich darin als einen Idealisten, der systematisch einer Irrlehre verfallen ist.
Am Ende der Ausstellung gibt es noch eine besondere Aufbereitung. Mit einer Virtual-Reality-Brille erhalten die Besucher*innen einen „realen Einblick“ in die Erinnerungswelt von Zeitzeug*innen. So kann ein Zeitzeugengespräch eines Jugendlichen mit Ernst Grube ‚live‘ verfolgt werden.
Es bleibt festzuhalten, dass es die Aufgabe der kommenden Generationen ist, das Anliegen der Zeitzeug*innen zu bewahren. Die Ausstellung mahnt die Menschen dazu, weiterhin gegen das Vergessen zu kämpfen und die Botschaft der Zeitzeug*innen, die bald nicht mehr live berichten können, weiterzutragen.
Johannes Riedlberger