Erinnerungszeichen für Münchner Widerstandskämpfer Franz Scheider

2. Juni 2023

Enthüllung am ehemaligen Wohnhaus in der Schwabinger Belgradstraße 16 am 9. Juni

Für den Schwabinger Kommunisten Franz Scheider, der 1933 in einer Widerstandsgruppe mitgewirkt hatte, im KZ Dachau und im Zuchthaus Amberg inhaftiert und 1944 von einem Militärgericht in Griechenland hingerichtet worden ist, wurde ein Erinnerungszeichen der Stadt München enthüllt. Die Münchner VVN-BdA hatte die Ehrung beantragt.

Die Veranstaltung vor dem Wohnhaus wurde von G. Hallermayer gefilmt und ist auf youtube verfügbar:

Flyer mit der Lebensgeschichte Scheiders siehe

Gedenkfeier anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung des KZ Dachau am Sonntag, 30. April

23. April 2023


9.30 Uhr:
ÖKUMENISCHER GOTTESDIENST im Karmel „Heilig Blut“
.RUSSISCH-ORTHODOXER GOTTESDIENST in der
Auferstehungskapelle
GEDENKFEIER des Landesverbandes der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern vor der jüdischen Gedenkstätte
10.45 Uhr:
GEDENKEN AM EHEMALIGEN KREMATORIUM
11.30 Uhr
ZENTRALE GEDENKFEIER AUF DEM APPELLPLATZ
BEGRÜSSUNG:
Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau
Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten,
Vizepräsident des Bayerischen Landtags
REDEN:
Prof. Dr. Michael Piazzolo, Bayerischer Staatsminister für Unterricht
und Kultus
Dominique Boueilh, Präsident des Comite International de Dachau
GEDENKBOTSCHAFTEN:
Überlebende des Konzentrationslagers Dachau
KRANZNIEDERLEGUNG am Internationalen Mahnmal
13.00 Uhr
GEDENKFEIER am Gedenkort „ehemaliger SS-Schießplatz
Hebertshausen“
Anschließend: TAG DER BEGEGNUNG im Max Mannheimer-Haus

Friedenskonferenz und Demonstration gegen die „Münchner Sicherheitskonferenz“

Wie jedes Jahr gibt es Veranstaltungen und Kundgebungen der Friedensbewegung anlässlich der „Münchner Sicherheitskonferenz“. Gerade in der Zeit des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, der täglich furchtbare Opfer fordert, ist das Engagement für Frieden umso wichtiger.

Internationale Münchner Friedenskonferenz

Alle Infos: www.friedenskonferenz.info

Freitag 17.2., 19 Uhr Podiumsveranstaltung im alten Rathaus „Die Zivilgesellschaft und die vermeintliche Zeitenwende“.

Samstag, 18.2., 19 Uhr, Podiumsdiskussion in der Hochschule für Philosophie. Thema: „Kriegsinteressen und Kriegsnarrative: Afghanistan, Ukraine“.

Am Samstag vormittag, ebenfalls Hochschule für Philosophie, um 11 Uhr Workshop zum Thema „Soziale Verteidigung“ statt, ebenfalls in der Hochschule für Philosophie.

Friedensgebet der Religionen am Sonntag 19.2. um 18 Uhr in der Nazarethkirche.

Die beiden Abendveranstaltungen werden auch live gestreamt. Link www.friedenskonferenz.info

—————————————————————————————————————-

Kundgebung und Demonstration anl. der Münchner Sicherheitskonferenz

des Aktionsbündnisses gegen die NATO-Sicherheitskonferenz

13 Uhr: Auftaktkundgebung am Stachus

14 Uhr: Beginn der Demonstration
Umzingelung des Tagungsortes
Eine Demo-Route führt über den Platz der Opfer des Nationalsozialismus und Odeonsplatz zum Marienplatz, die zweite Route geht durch die Fußgängerzone zum Marienplatz.

15 Uhr: Abschlusskundgebung auf dem Marienplatz.

Aufruf und weitere Infos siehe www.sicherheitskonferenz.de/de/Aufruf-SiKo-Proteste-2023

Befreiung des KZ-Auschwitz vor 78 Jahren – Gedenken am 27. Januar

24. Januar 2023

Gedenken am Platz der Opfer des Nationalsozialismus, 17-18 Uhr

Am Freitag, 27. Januar, jährt sich zum 78. Mal die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Soldaten. Sie fanden damals nur noch wenige Überlebende vor.

Dieser 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen nimmt diesen Tag zum Anlass, am Freitag, 27.1., 17 – 18 Uhr, mit einer stillen Mahnwache am „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ an alle Opfergruppen zu erinnern: Dem Terror der Nazis fielen Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, ZwangsarbeiterInnen, Homosexuelle, Behinderte und Kranke, Kriegsgefangene, politische Gegner, als „Asozial“ Verfolgte, Verurteilte der Militärjustiz und Zivilisten der besetzten Länder zum Opfer. Allein in München erlagen über 10000 verfolgte Frauen, Männer und Kinder dem Naziterror.

Mit dem Transparent „Menschlichkeit statt Rassismus“ erinnert die VVN-BdA auch an die Verpflichtung für heute. Dazu gehört das konsequente Vorgehen gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit. Vor einigen Jahren formulierte der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Marian Turski: „Wenn heute jemand einen Juden, Bosnier, Türken, Israeli, Palästinenser, Moslem oder Christen oder einen Nichtgläubigen demütigt, ist es, als beginne Auschwitz von Neuem“.

Ernst Grube – Zeitzeuge des NS-Terrors und Streiter für Menschenrechte

13. Dezember 2022

Ernst Grube feiert 90. Geburtstag

Foto: KZ-Gedenkstätte Dachau

Am 13. Dezember feiert Ernst Grube, langjähriges VVN-BdA – Mitglied und früherer Landessprecher, seinen 90. Geburtstag.

Weit über seine Heimatstadt München hinaus ist er bekannt; bis heute ist er in Schulklassen, Gesprächskreisen oder Vorträgen unermüdlich tätig, um Zeugnis abzulegen vom Terror des Nazistaates und um Folgerungen für heute anzumahnen.

Weil seine Mutter Jüdin war, begannen Ernst, sein Bruder Werner und die kleine Schwester Ruth bald die Ausgrenzung durch die Nazis zu spüren. Noch vor der Pogromnacht 1938 wurde die Familie aus ihrer Wohnung geworfen, die Kinder kamen bis 1942 in einem jüdischen Kinderheim unter, dessen Bewohner fast alle in Vernichtungslager deportiert wurden. Lange Zeit konnte Ernsts nichtjüdischer Vater das Schlimmste verhindern, aber noch im Februar 1945 wurden die drei Kinder zusammen mit der Mutter ins KZ Theresienstadt deportiert. Zum Glück funktionierten die Weitertransporte in Vernichtungslager nicht mehr, die Grubes überlebten die nächsten Monate und wurden im Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Zurück in München holte Ernst die Schule nach, lernte bei seinem Vater das Malerhandwerk und fand bald Anschluss bei Familien von Verfolgten vor allem im kommunistischen Milieu. Besonders beeindruckte ihn die Tatsache, dass es dort mutigen Widerstand gegen die Nazis und den Krieg gegeben hatte. Er organisierte sich in der Gewerkschaft, in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und schließlich in der Kommunistischen Partei und war in den folgenden Jahren bei vielen sozialpolitischen Aktionen und Protesten gegen alte und neue Nazis und vor allem gegen die Wiederbewaffnung dabei. Dieses Engagement trug ihm sogar eine zweimalige Gefängnisstrafe in den 1950er Jahren ein – seine Verfolgung als Kind in der Nazizeit spielte bei den Urteilen kaum eine Rolle.

Ernst Grube engagierte sich weiter, auch während seiner Weiterbildung und seiner Tätigkeit als Malermeister und Fachlehrer in München; ein drohendes Berufsverbot als Lehrer konnte dann doch nicht an ihm als NS-Verfolgten vollzogen werden.

Mit dem wachsenden Interesse in der Öffentlichkeit an der NS-Zeit seit den 1980er Jahren rückte auch für Ernst Grube das Erzählen seiner eigenen Verfolgungsgeschichte immer mehr in den Mittelpunkt. Neben den Gesprächen vor allem mit jungen Menschen engagierte er sich auch in verschiedensten Gremien und Einrichtungen und ist bis heute ein gefragter Berater – von der Evangelischen Versöhnungskirche bis hin zum Kuratorium der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, von der Jugendbegegnungsstätte Dachau bis zum Beirat des NS-Dokumentationszentrums München oder der Lagergemeinschaft Dachau, deren Präsident er ist. Nicht zu vergessen auch die VVN-BdA Bayern, deren Landessprecher er mehrere Jahre war. Ernst Grube war 80 Jahre alt, als ihn der Bayerische Verfassungsschutzbericht gar namentlich als „Linksextremist“ diffamierte; aufgrund großer Solidarität musste das geändert werden.

Angesichts des breiten Wirkunsfeldes von Ernst Grube gibt es auch jetzt zu seinem 90. Geburtstag viele Würdigungen, einschließlich der Ehrenbürgerwürde in München. Von verschiedenster Seite wird nicht nur seine große Fähigkeit zum Berichten über das eigene Erleben hervorgehoben, sondern auch sein unbedingter Wille, sich für Menschenrechte, für den Schutz der heute bedrängten Minderheiten und Ausgegrenzten einzusetzen. So bleibt Ernst Grube ein – oft unbequemer – Mahner, der mit seiner Geschichte auch anspornen will für das Handeln in der Gegenwart.

Die Mitglieder der Münchner und der bayerischen VVN-BdA gratulieren Ernst Grube ganz herzlich, wünschen ihm und seiner Frau Helga alles Gute und freuen sich auf die weitere gemeinsame Arbeit.

Neben einer Veranstaltung ehrt das NS-Dokuzentrum Ernst Grube auch mit dem Buch „Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben.“ In vielen Beiträgen und Fotos beschreibt es die Geschichte und Wirkung des Shoah-Überlebenden Ernst Grube. Das Buch ist im Wallstein-Verlag erschienen.

(F. Mühldorfer)

VVN-BdA initiiert Gedenkzeichen für Franz Wipplinger, Gegner des NS-Krieges

29. Oktober 2022

Der Priesteranwärter wurde 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet

Foto: Archiv VVN-BdA Bayern

„Die Menschen sind alle verschieden, …/ Aber überall hofft man auf Frieden /
Und die Blumen blüh′n überall gleich“

Mit diesem Lied stimmten am 4. Oktober Kinder des Chores der Grundschule an der Tumblingerstraße in berührender Weise auf eine besondere Gedenkstunde ein: die Erinnerung an den angehenden Priester Franz Wipplinger, der 1944 dem Naziterror zum Opfer gefallen war.

Das Erinnerungszeichen hatte die Münchner VVN-BdA beantragt, zusammen mit weiteren Ehrungen an Frauen und Männer des Widerstandes und der Verfolgung.

Wer war dieser Franz Wipplinger?

Er wurde am 10. Januar 1915 in München geboren und wuchs zusammen mit seiner Schwester bei den Eltern in der Maistraße 31 auf, im Sprengel der heutigen Pfarrei St. Anton. Er besuchte bis 1927 die Volksschule in der Tumblingerstraße, anschließend das Theresiengymnasium. Engagiert war er in einer katholischen Jugendgruppe, nicht jedoch in Hitlerjugend oder der Nazipartei. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Freising, leistete den damals vorgeschriebenen Arbeitsdienst ab und wurde schließlich zur Wehrmacht als Soldat eingezogen. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde er an der Ostfront eingesetzt. Die dortigen Erlebnisse erschütterten ihn zutiefst, wie Briefe bezeugen, die er u.a. an den Regens seines Priesterseminars schrieb und die teilweise im Archiv des Erzbistums erhalten sind. „Dieser Krieg ist furchtbar … Wir zogen weiter und hinter uns brannten die Häuser dieser armen Leute ab. So standen sie, viele ohne Hab und Gut, in der grausigen Winterkälte. Ich schreibe nicht gern solche Sachen nach Hause …“ (Brief vom 6.1.1942 aus Russland). Am 13.3.1942 heißt es: „Hätten wir nicht unseren Gottesglauben, wir müssten seelisch und geistig erfrieren.“

Am 6. Mai 1942 wurde Franz Wipplinger schwer verwundet und kam über verschiedene Lazarette schließlich wieder nach München, wo er als Schreiber im Stab eines Kommandeurs in der Schwabinger Winzererstraße arbeitete.

Und er schrieb weiter Tagebuch, formulierte seine Verzweiflung über die schlimmen Zustände, aber auch die Hoffnung auf Veränderungen: „ Wie lange soll dieser Krieg noch so weitergehen? Sehen es denn die verantwortlichen Männer immer noch nicht ein, daß sie das Volk unschuldig hinmorden lassen … Hitler wird auch nach der Einsetzung des Bluthundes Himmler nicht mehr verhindern können, daß trotz aller Stumpfheit, Massenpsychose und Furchtsamkeit der Deutschen das geknechtete Gewissen sich rührt und Sorge, Vernunft und radikale Ablehnung lauter und lauter werden.“ (28.8.1943)

Das Tagebuchschreiben, das er seit vielen Jahren pflegte, wurde ihm nun zum Verhängnis. Irgendjemand erfuhr davon und verriet Franz Wipplinger. Am 4. 12.1943 wurde er ins Militärgefängnis eingeliefert, unzähligen Verhören unterzogen und wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ und des Hörens von „Feindsendern“ angeklagt. Aufgrund von Verschärfungen des Strafrechts galten sogar private Aufzeichnungen als „öffentlich“. Am 31. August 1944 wurde der 29jährige Franz Wipplinger vom Feldgericht des Heeres in Berlin zum Tode verurteilt und am 24. Oktober im Gefängnis Berlin-Spandau hingerichtet. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt.

In der Gedenkveranstaltung, für die Rektorin Ulrike Hohl ihre Schule geöffnet hatte, wurden verschiedene Aspekte des Geschehens verdeutlicht. So verwies die Pastoralreferentin Judith Einsiedel von der Erzdiözese auf den notwendigen kritischen Umgang mit unserer Geschichte und betonte Barbara Turczynski-Hartje vom Bezirksausschuss die furchtbare Rolle der Denunziation. Bruder Thomas Schied vom Pfarrverband Isarvorstadt begrüßte die Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (die ihr Büro in der nahen Frauenlobstraße hat) zur Ehrung von Franz Wipplinger auch besonders deshalb, weil er erst kurz vorher von dessen Schicksal erfahren und sich vorgenommen hatte, das Andenken an Wipplinger in der Pfarrgemeinde wieder zu beleben. Die VVN-BdA ging in ihrem Beitrag auf die unheilvolle Rolle der NS-Militärjustiz ein – einschließlich weiterer Karrieren in der Bundesrepublik. Die Grüße der Stadt München überbrachte in Vertretung des Oberbürgermeisters Stadtrat Stefan Jagel und betonte dabei auch die Notwendigkeit unseres heutigen Engagements für Frieden und Solidarität angesichts des Krieges in der Ukraine.

Im Anschluss an die Gedenkstunde wurde am ehemaligen Wohnort Wipplingers in der Maistraße 31 (in der Nachbarschaft des VVN-Büros) das Gedenkzeichen angebracht, mit dem die Stadt München auf heute meist vergessene Opfer der NS-Verfolgung aufmerksam macht.

(Friedbert Mühldorfer)

„Ich habe bis zuletzt gekämpft …“

16. August 2022

Zum 70. Todestag von Philipp Auerbach,

Streiter für die Verfolgten des Naziregimes in Bayern

Am 16. August 1952 nahm sich der Präsident des Landesentschädigungsamtes Bayern, Überlebender des Naziterrors, das Leben – kurz nach seiner Verurteilung durch das Landgericht München das Leben. Er sah sich unschuldig einer Verleumdungskampagne ausgesetzt und sein Lebenswerk, Gerechtigkeit allen Naziopfern zukommen zu lassen, zerstört.

Philipp Auerbach, Staatskommissar für rassisch, religiös und politisch Verfolgte in Bayern,
spricht auf der Landeskonferenz der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) in München 1947 (SZ-Photo)

Auerbach war Mitgründer der bayerischen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und erster Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Ein streitbarer Mensch, der vor allem jenen unbequem war, die schnell den Mantel des Schweigens über die Naziherrschaft breiten wollten …

Zur Erinnerung an Philipp Auerbach hat die Münchner VVN-BdA die Benennung einer Straße beantragt.

Würdigung Auerbachs siehe

AIDA-Gründer Marcus Buschmüller verstorben

1. Juni 2022

Marcus Buschmüller, Gründer und Vorsitzender des Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchivs (AIDA) ist im Alter von nur 58 Jahren in München verstorben.

Seit der Gründung von AIDA 1989 war Marcus Buschmüller als Rechercheur, Autor, Organisator und Referent unermüdlich tätig, um auf die Gefahren durch extrem rechte Gruppen und deren Netzwerke hinzuweisen. Mit ihm verliert München und Bayern einen der besten Kenner dieser Szene und verlässlichen Partner in der antifaschistischen Arbeit.

Nachruf der VVN-BdA siehe

VVN-BdA Bayern nicht mehr im bayerischen Verfassungsschutzbericht

12. April 2022

Endlich hat sich die Wirklichkeit durchgesetzt:

VVN-BdA Bayern nicht mehr im bayerischen Verfassungsschutzbericht erwähnt

Es war längst überfällig, den Landesverband Bayern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen in den Berichten des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz nicht mehr als „linksextremistisch beeinflusst“ zu bezeichnen. Im eben vorgestellten Bericht für das Jahr 2021 ist das jetzt endlich geschehen. Bayern hatte damit bisher eine Sonderstellung, weil ansonsten die VVN-BdA weder im Bund noch in den Berichten der anderen Bundesländer als verfassungsfeindlich ausgegrenzt wurde.

Die jährlichen Verfassungsschutzberichte zeigten mit ihren bisherigen Aussagen über die VVN-BdA eine völlige Missachtung der tatsächlichen Arbeit unserer Organisation, die von vielen demokratischen Bündnissen, kirchlichen und gewerkschaftlichen Gruppen, Kommunen und Partner*innen aus verschiedenen Parteien seit Jahrzehnten geschätzt wird. Vor allem aber war der Vorwurf des „Linksextremismus“ eine Diffamierung all der Frauen und Männer, die den Naziterror überlebten und es sich zeitlebens zur Aufgabe machten, jeder Form von Nazipropaganda, Antisemitismus und Nationalismus entschieden entgegenzutreten.

Deshalb gilt der Dank der bayerischen VVN-BdA vor allem den NS-Verfolgten und deren Angehörigen, die mit ihrem Engagement entscheidend dazu beigetragen haben, dass diese Ausgrenzung durch den bayerischen Verfassungsschutz ein Ende gefunden hat. Der Dank gilt aber auch den Mitgliedern der VVN-BdA in Bayern und im Bundesgebiet, den vielen Menschen, die sich für die VVN eingesetzt haben sowie der kritischen Öffentlichkeit, welche die antifaschistische Arbeit unserer Organisation immer gewürdigt hat.

Vor 75 Jahren wurde in München die bayerische Organisation von Überlebenden des Naziterrors aus allen demokratischen Parteien gegründet. 75 Jahre danach wird ein unrühmliches Kapitel politischer Ausgrenzung hoffentlich für immer beendet.

(F.M.)

Auschwitz-Komitee: „Entsetzen und großer Schmerz“ — Lagergemeinschaft Dachau: Die Waffen nieder – Nein zum Krieg – Hände weg von der Ukraine

1. März 2022

Das Internationale Auschwitz Komitee verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine und kritisiert dabei insbesondere die Wortwahl zur Begründung der Invasion. „Weltweit verfolgen Überlebende des Holocaust und ehemalige Häftlinge der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager die Nachrichten zum Putinschen Überfall auf die Ukraine mit Entsetzen und großem Schmerz“, teilt Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, mit. „Nie hätten sie gedacht, dass nach den Erfahrungen von Auschwitz und den Leiden des 2. Weltkrieges ein russischer Staatsmann Europa in die Finsternis eines Krieges zurücktreiben würde.“

Heubner betont, mit besonderer Empörung stellten die Überlebenden des Holocaust fest, dass Putin zur Begründung seines Krieges immer wieder die Begriffe „Völkermord“ und „Entnazifizierung“ heranziehe. „Sie empfinden dies als eine zynische und tückische Lüge, die nicht nur die Überlebenden des Holocaust sondern auch all die Menschen missbraucht, die als sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Konzentrationslagern gelitten oder als Soldaten der Roten Armee Auschwitz und andere Lager befreit haben.“

Auch die Lagergemeinschaft Dachau drückt ihr Entsetzen über den Überfall Russlands auf die Ukraine aus: „Die Bombardierungen und alle Kriegshandlungen Russlands müssen sofort gestoppt werden.
Notwendig sind ein umfassender Waffenstillstand, der Rückzug aller Truppen und die Aufnahme
von Verhandlungen. Für Krieg gibt es keine Rechtfertigung. Die humanitäre Hilfe und Schutz für
Geflüchtete müssen nun an erster Stelle stehen.“

In der Erklärung wird auch die besondere Verantwortung Deutschlands hingewiesen: „Verschleppte Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion stellten die größte Häftlingsgruppe im KZ Dachau. Als Lagergemeinschaft Dachau e.V. betonen wir daher die besondere Verantwortung unseres Landes und der Regierung, die Forderung der 1945 befreiten Häftlinge „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ weiterhin zum zentralen Anliegen unsers politischen Handelns zu machen.
Wir denken an die ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau, ihre Familienangehörigen und an die
Menschen, die diesem neuen Krieg mit all seinen Folgen ausgesetzt sind. Wir sind erschüttert.“

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten