Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!" (5. Flugblatt der "Weißen Rose" vom Januar 1943)
Forderungen einer Kundgebung in München am 16. August
Nach einem Demonstrationszug und einer Abschlusskundgebung vor der Bayerischen Staatskanzlei forderten Hunderte TeilnehmerInnen am Montag, 16. August, darunter viele Menschen, die aus Afghanistan geflohen sind, sofortiges Handeln. Nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban sind Ortskräfte, welche die Bundeswehr und die zivilgesellschaftlichen Hilfsorganisationen unterstützt haben, besonders gefährdet; aber auch Frauenrechtlerinnen, MenschenrechtsaktivistInnen und JournalistInnen sowie deren Familien sind größter Gefahr ausgesetzt. Für sie müsse sofort ein gesicherter Lufttransport nach Deutschland gewährleistet werden.
Von der Bayerischen Regierung wurde ein sofortiges Aufnahmeprogramm für afghanische Schutzsuchende gefordert. Außerdem müssen für die bereits in Deutschland lebenden Geflüchteten ein sicheres Bleiberecht geschaffen und Arbeitsverbote aufgehoben werden.
Überall in Deutschland haben judenfeindliche Aggressionen zugenommen. Beleidigungen, Bedrohungen und ja sogar Gewalt gegen jüdische Menschen und Einrichtungen sind fast schon alltäglich. Rechtsextremisten verüben Anschläge wie in Halle, und „Corona-Leugner“ spielen sich einander alte antisemitische Stereotype zu und verharmlosen den Holocaust.
Zuletzt haben die Demonstrationen im Zuge der Auseinandersetzungen im Nahen Osten eine weitere Welle des Judenhasses losgetreten. Sprechchöre wie „Scheiß Juden“ erschallten auf deutschen Straßen, Steine flogen auf jüdische Orte des Gebets. An der Synagoge in Ulm zeugen noch frische Brandspuren von einem Hass, der wieder und wieder hervorbricht.
Angst und Unsicherheit bestimmen längst das jüdische Leben heute in vielen Städten in Deutschland. Der kleinste politische Anlass kann genügen und jüdische Menschen müssen sich wieder fragen: Sind wir die Nächsten?
Diesen Zustand können und wollen wir in München nicht dulden. Wir, die Münchner Zivilgesellschaft, senden ein klares Zeichen, dass Jüd*innen in dieser schweren Zeit nicht allein steht. Wir rufen alle Münchnerinnen und Münchner auf, mit einer starken Stimme Nein zum Judenhass zu sagen!
Es sprechen Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Oberbürgermeister Dieter Reiter, Ben Salomo, Rapper und Aktivist gegen Judenhass, Christian Springer, Münchner Künstler
Ungeachtet der verheerenden Sicherheitslage und der massiven Ausbreitung des Covid19 Virus schiebt Deutschland weiter monatlich nach Afghanistan ab. In das unsicherste Land der Welt. Immer und immer wieder. Menschen werden fremdbestimmt außer Landes geschafft, in ein Land, das viele nur aus ihrer Kindheit kennen oder noch nie gesehen haben. Ein Land, in dem viele der Abgeschobenen keine Netzwerke oder Strukturen haben, die sie vor Obdach- und kompletter Mittellosigkeit bewahren. Die Situation in Afghanistan ist durch die Pandemie, wie auch den Krieg für jeden Menschen akut lebensbedrohlich! Deutschland hat nicht erst durch die seit 2001 stattfindende militärische Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan eine besondere Verantwortung für die vor diesem Krieg flüchtenden Menschen.
Wir lassen nicht zu, dass sich die Öffentlichkeit an Abschiebungen nach Afghanistan gewöhnt. Unsere Forderung bleibt bestehen: Keine Abschiebungen nach Afghanistan!
Eine schöne Nachricht: Unsere Bundesorganisation ist wieder vollständig gemeinnützig. Für die Berliner Finanzbehörde gilt die Einschätzung des Bayerischen Verfassungsschutzes, wonach wir „extremistisch“ seien, als ausreichend widerlegt. Wirklich ein toller Erfolg auch der breiten Solidarität, die wir erfahren haben, von vielen Initiativen, Parteien, Gewerkschaften, Einzelpersönlichkeiten und nicht zuletzt von Überlebenden des Naziterrors wie Esther Bejarano oder Ernst Grube. Nun hoffen wir, dass auch die Diffamierung der bayerischen VVN-BdA durch „unseren“ Verfassungsschutz endlich mal beendet werden kann. Weitere Infos siehe
Auch im Jahr 2021 kann aufgrund der Corona-Situation keine öffentliche Gedenkveranstaltung durchgeführt werden.
Die nicht-öffentlichen Erinnerungsveranstaltungen können aber im Livestream mitverfolgt werden. Hinweise zum umfangreichen Programm vom 29.4. bis 2.5. sowie zum Livestream unter https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/liberation
Sonntag, 2. Mai
10.30 Uhr ZENTRALE GEDENKVERANSTALTUNG mit Beiträgen von Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann, Stiftungsdirektor Karl Freller, Staatsministerin Monika Grütters, Kultusminister Michael Piazolo u.a.
13.00 Uhr GEDENKEN AM EHEMALIGEN „SS-SCHIESSPLATZ HEBERTSHAUSEN” Über 4000 sowjetische Kriegsgefangene wurden dort von September 1941 bis Juni 1942 von der SS ermordet. Die Lagergemeinschaft Dachau e.V. erinnert an die Opfer. 80 Jahre nach dem Beginn des Vernichtungskriegs und des Überfalls auf die Sowjetunion spricht dort Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau; Irina Grinkevich stellt zwei Biographien vor.
Auf einer Kundgebung in München am 7. März vor der Bayerischen Staatskanzlei forderte der Kinder- und Jugendarzt Dr. Thomas Nowotny den
sofortigen Stopp der unrechtmäßigen Abschiebungen von Geflüchteten nach Afghanistan. Er sprach als Vertreter der IPPNW (Internationale Vereinigung von ÄrztInnen zur Verhütung des Atomkriegs – ÄrztInnen in sozialer Verantwortung) und schilderte die furchtbare Situation gerade für junge Geflüchtete: „Abschiebungen sind immer gesundheitsschädlich – und oft lebensgefährlich. Ganz besonders gilt das, wenn die Betroffenen schwer krank sind. Auch sie werden abgeschoben, auf Biegen und Brechen, manchmal im wörtlichen Sinn herzzerbrechend!“
Zum Abschluss seiner Rede verlas Thomas Nowotny, selbst Hinterbliebener von Opfern des Naziterrors, einen Brief, den er mit zwanzig anderen NS-Verfolgten und Angehörigen an den Ministerpräsidenten Söder geschrieben hatte. Abschiebungen von Geflüchteten mit hohem Gesundheitsrisiko gerade jetzt in Corona-Zeiten seien mit den Grundsätzen eines Rechtsstaats nicht vereinbar. Darum müssten diese Abschiebungen sofort gestoppt werden. Der Brief schließt mit dem Appell: „Entscheiden Sie sich gerade jetzt für die Menschlichkeit!“
Der März 1946 war ein wichtiger Monat für all die Menschen, die Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager der Nazis überlebt hatten:
Im überfüllten Münchner Zirkus Krone hatten sich Verfolgte und Angehörige von Opfern am 10. März zu einer „antifaschistischen Kundgebung“ am „Tag der Opfer des Faschismus“ zusammengefunden. Redner der Parteien SPD, KPD, CSU und der „rassisch Verfolgten“, der Gewerkschaften, Ministerpräsident Högner und der Münchner Oberbürgermeister Scharnagl zeigten sich entschlossen zum Aufbau eines neuen, freien, gerechten und friedlichen Deutschland.
Weiter gab es in diesem Monat
> das lang erwartete „Gesetz gegen Nationalsozialismus und Militarismus“, das sog. „Säuberunggsgesetz“,
> das „Gesetz Nr. 14 – Gegen Rassenwahn und Völkerhaß“,
> die 1. Sitzung des Vorbereitenden Verfassungsausschusses für eine neue Bayerische Verfassung.
VVN-BdA zur Auseinandersetzung um Leitung der Bildungsarbeit in der KZ-Gedenkstätte Dachau
Die bayerische VVN-BdA betont in einer Stellungnahme die Wichtigkeit der vertrauensvollen Zusammenarbeit der Beschäftigten in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Diese ist gefährdet, wenn entgegen dem üblichen Ausschreibungsverfahren und gegen die Mehrheit der Beschäftigten und der Leitung der Gedenkstätte die Funktion der Leitung der pädagogischen Abteilung von außen besetzt werden sollte. Weil für diese Stelle bisher keine geeignete Bewerbung eingegangen ist, will Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, seine Büroleiterin, die Politikwissenschftlerin Erika Tesar, mit der Stelle per Versetzung betrauen.
In ihrer Presseerklärung weist die VVN-BdA auf die internationale Bedeutung der Gedenkstätte hin, die wesentlich von Verfolgten aus der Gründergeneration der bayerischen VVN mit aufgebaut worden ist. „Kennzeichnend für das Wirken der Leiterinnen und MitarbeiterInnen der Gedenkstätte waren immer die enge Verbindung zu den ehemaligen Häftlingen, wissenschaftliche Ausrichtung, pädagogische Qualität, vertrauensvolle Zusammenarbeit und persönliches Engagement.“ Dies darf nicht, so die VVN-BdA, durch Eingriffe von außen beschädigt werden.
Am Mittwoch, 27. Januar, jährte sich zum 76. mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Soldaten. Sie fanden damals nur noch wenige Überlebende vor.
Dieser 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Die VVN-BdA nahm diesen Tag zum Anlass, an alle Opfergruppen mit einer stillen Mahnwache an der Briennerstraße nahe dem „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ zu erinnern: Dem Terror der Nazis fielen Juden, Sinti und Roma, ZwangsarbeiterInnen, Homosexuelle, Behinderte und Kranke, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, politische Gegner, als „Asozial“ Verfolgte, Verurteilte der Militärjustiz und Zivilisten der besetzten Länder zum Opfer.
Mit dem Transparent „Menschlichkeit statt Rassismus“ erinnerten VVN-Mitglieder auch an die Verpflichtung für heute. Dazu gehört das konsequente Vorgehen gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus. Darüber hinaus forderten VVN-Mitglieder auf Schildern auch die sofortige Aufnahme von Geflüchteten, die unter unmenschlichen Bedingungen in bosnisch-kroatischen Lagern oder auf der Insel Lesbos untergebracht sind.
Geraubte Kinder – vergessene Opfer
Eine weitere Kundgebung gab es kurz zuvor am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße; dort hatte der Verein „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“, unterstützt von der Gewerkschaft VERDI und der Münchner VVN-BdA, an das Schicksal der Tausenden von Kindern erinnert, die von den Nazis in besetzten Gebieten ihren Eltern weggenommen und als „eindeutschungswürdig“ im Reichsgebiet aufgezogen wurden. Am Beispiel von Haimo Heinrich Heyder wurde das deutlich gemacht: 1942 mit fünf Monaten aus Slowenien entführt, Mutter und Großeltern ermordet, aufgewachsen in einer verwandten Familie Heinrich Himmlers. Entschädigung hat Haimo bis heute nicht erhalten; genau das forderte die Initiative auch für die anderen „geraubten Kinder“ von Bundes- und Bayerischer Landesregierung.