Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!" (5. Flugblatt der "Weißen Rose" vom Januar 1943)
In einem Appell zum Jahresbeginn wendet sich der Landesverband Bayern der VVN-BdA an die Bayerische Regierung und die politisch Verantwortlichen und fordert ein deutlicheres Engagement für Flüchtlinge auf der Insel Lesbos. Gerade jetzt im Winter sind die Zustände in den dortigen Lagern menschenunwürdig. Bayern solle sich beim Bund für die Aufnahme von mehr Geflüchteten stark machen. Gleichzeitig wird ein sofortiger Stopp der Abschiebungen in ungesicherte „Heimatländer“ gefordert.
„Wer für Menschenrechte streitet, wer für die Wahrheit kämpft und den Frieden will, braucht nach dem Sinn und Wert des Lebens nicht zu fragen“
Foto priv.
Am 13. Dezember 2020 wäre Therese Huber 100 Jahre alt geworden. Daran erinnert die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) München, deren aktives Mitglied Huber bis zu ihrem Tod war.
Die gebürtige Dachauerin hatte bereits als junge Frau ihr Leben riskiert, in dem sie Lebensmittel sowie Nachrichten für KZ-Häftlinge ins und aus dem Lager schmuggelte. Sie arbeitete als Bürokraft in der „Kräuterplantage“ nahe dem KZ und wurde so Zeugin der schlimmen Behandlung der Häftlinge, die dort zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Sie begann Lebensmittel für Häftlinge ins Lager zu schmuggeln und übermittelte auch Nachrichten und Briefe von Häftlingen nach draußen. In Würdigung dieser mutigen Taten wurde in Sendling 2012 der Therese-Huber-Platz nach ihr benannt, eine Initiative aus dem Bezirksausschuss und von Freund*innen Resi Hubers.
Es blieb nicht bei der praktischen Solidarität für Häftlinge: Huber beteiligte sich kurz vor der Ankunft der Alliierten in Dachau an der Organisation eines Aufstandes. Ziel war es, die Nazis aus der Stadt zu vertreiben und eine friedliche Übergabe an die Amerikaner zu ermöglichen, ohne weiteres Blutvergießen.
Nach 1945 wirkte Huber in Dachau am Aufbau eines Antifaschistischen Ausschusses mit, der dann von den Amerikanern mit den Funktionen eines Stadtrats betraut wurde. Unter Beteiligung aller damaligen antifaschistischen Kräfte – bürgerlich, sozialdemokratisch oder kommunistisch ausgerichtet – entstand ein breites Bündnis.
Gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern und Verfolgten baute Resi Huber am Ammersee eine Erholungs- und Bildungsstätte auf, die nach ihrem zweiten Mann benannte „Otto-Huber-Hütte“ in Breitbrunn. Dort trafen sich viele Jahre lang Gruppen von Gewerkschaften, Jugendorganisationen und diverser politischer Initiativen, um mit Zeitzeugen zu sprechen und sich mit der Nazizeit auseinander zu setzen.
Für Huber war der Antifaschismus untrennbar verbunden mit dem Einsatz für Abrüstung. So engagierte sie sich in den Ostermärschen der 50er Jahre gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik und beteiligte sich aktiv an der Friedensbewegung der 1970/80er Jahre. Auch kommunalpolitisch brachte sie sich immer wieder ein – zuletzt mit einer verkehrs-politischen Bürgerinitiative in ihrem Stadtviertel in Sendling.
„Wer für Menschenrechte streitet, wer für die Wahrheit kämpft und den Frieden will, braucht nach dem Sinn und Wert des Lebens nicht zu fragen. Frage und Antwort leben in ihm.“ schrieb Resi Huber kurz vor ihrem Tod am 22. März 2000 in München.
Ein breites Bündnis von Friedensorganisationen bis zu Gewerkschaften ruft für Samstag, 5. Dezember, zu Kundgebungen gegen steigende Ausgaben für die Rüstung auf, was die Welt nur noch unsicherer macht. Stattdessen muss das Geld verwendet werden für die dringenden Probleme bei Gesundheit, Bildung, Umwelt und Armut.
Unter dem Motto „Lockdown für Rüstung und Militär“ ruft das Münchner Friedensbündnis und das Bündnis gegen Krieg und Rassismus zu einer Kundgebung um 13 Uhr auf dem Marienplatz auf.
Weitere Infos unter <https://abruesten.jetzt/aufruf/> sowie unter <https://www.muenchner-friedensbuendnis.de>; viele Informationen enthält die Extraausgabe
Ergänzung vom 9.12.2020: Mit über 100 Veranstaltungen im Bundesgebiet war der Aktions- und Protesttag gegen die wachsende Rüstung ein wichtiger Erfolg – gerade auch in Corona-Zeiten. Auf der zentralen Kundgebung in Berlin vor dem Bundeskanzleramt stellte der DGB-Vorsitzende Reiner Hofmann klar: „Jeder Euro, der die Rüstungsspirale weiter anheizt, ist ein Euro zu viel. Wir brauchen das Geld für weit wichtigere Aufgaben!“
Aufgrund der Corona-Einschränkungen wurden u.a. die Gedenkveranstaltung der DGB-Jugend am 8. November in der KZ-Gedenkstätte Dachau sowie die Namenslesung am Gedenkstein der ehem. Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Str. in München am 9. November abgesagt.
Dagegen findet das Gedenken an die jüdischen Opfer aus dem KZ-Außenlager Dachau-Allach am Sonntag, 8. November 2020 von 11 – 12 Uhr vor der Münchner KZ-Baracke in Ludwigsfeld wie geplant statt – unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften.
Der Gedenkakt der Stadt München zum 82. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ am 9. November , 19 Uhr, Altes Rathaus am Marienplatz, findet ohne Publikum statt. Es gibt aber einen Live-Stream der Veranstaltung, der ab 19 Uhr betrachtet werden kann; siehe Link https://www.gedenken9nov38.de/gedenkakt-im-alten-rathaus/
Außerdem gibt es am Donnerstag, 5. November, 19 Uhr, eine Online-Veranstaltung des Auschwitz-Komitees zur Erinnerung an die Pogromnacht (Stream unter : www.auschwitz-komitee.de/november2020)
UNSER AUFTRAG – Die Botschaft der Überlebenden, rechte Bedrohungsallianzen und Antisemitismus heute
mit
Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Prof. Dr. Detlef Garbe, Leiter Gedenkstätten Hamburg Peggy Parnass, Autorin aus Hamburg Éva Fahidi-Pusztai, Budapest, Überlebende der KZ Auschwitz und Buchenwald Erna de Vries, Überlebende der KZ Auschwitz und Ravensbrück (hoffentlich) Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Bielefeld
Anschließend: Konzert mit Bejarano & Microphone „La Vita Continua“.
Angesichts der sich beinahe täglich ändernden Corona-Entwicklungen und -auflagen scheint uns eine Gedenkstunde in der bisher gewohnten Form auf dem Münchner Friedhof am Perlacher Forst nicht möglich. Dennoch wollen wir dort auch an diesem 1. November unser Blumengebinde der VVN-BdA zur Erinnerung an die dort beigesetzten 4092 Opfer des Naziregimes und anschließend noch Blumen an den in der Nähe befindlichen Gräbern von Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose und anderer NS-Verfolgter niederlegen.
Treffpunkt:Wir werden damit um circa 11 Uhr direkt am Gräberfeld der KZ-Opfer beginnen. Der bisher gewohnte Treff am Friedhofs-Eingang gegenüber der Straßenbahn-Endhaltestelle entfällt. Es findet am Gräberfeld auch keine Veranstaltung mit einer längeren Rede statt. Wer sich dennoch beteiligen will, wird dringend gebeten, die am 1. November geltenden Auflagen – Mundschutz, Abstandshaltung, Vermeidung der Bildung größerer Gruppen ect. – zu berücksichtigen und sich daran zu halten.
Und noch ein weiterer Hinweis: Nach dem Verlassen des Friedhofs ist ein kleiner Spaziergang nach links auf der Stadelheimer Straße entlang der Mauer der dem Friedhof benachbarten Justizvollzugsanstalt zu empfehlen. An deren Haupteingang – neben der dortigen Bushaltestelle – können die nun seit einigen Monaten dort stehenden Gedenk- und Informationstafeln zu Stadelheim in der NS-Zeit betrachtet werden.
Neues Denkmal erinnert an die 234 Opfer des Neonazi-Terrors vom 26. September 1980
Foto: F. Mühldorfer
Anlässlich der Gedenkfeier zum 40. Jahrestag des größten faschistischen Terroranschlags in der Geschichte der Bundesrepublik wurde die „Dokumentation Oktoberfestattentat“ am Eingang zum Wies’n-Gelände eröffnet. Gestaltet wurde sie von der Münchner Szenografin Monika Müller-Rieger, die mit den 234 beleuchteten Silhouetten aus Metall die große Zahl der Opfer in den Vordergrund rückt. Informationstafeln erläutern Ablauf, Hintergründe und den Umgang mit dem Geschehen seit 1980; Zitate lassen Überlebende zu Wort kommen, die von der Öffentlichkeit oft „vergessen“ wurden.
Die Münchner DGB-Jugend hat einen Kurz-Dokumentarfilm zur Bedeutung der Gedenkarbeit für Jugendliche gedreht; er ist – neben vielen Hintergrundberichten zum Geschehen – abrufbar unter http://www.erinnernheisstkaempfen.de/index.html
In einer Erklärung fordert die Lagergemeinschaft Dachau e.V. angesichts der katastrophalen Situation im Lager Moria in Griechenland die unverzügliche Aufnahme von Tausenden von Geflüchteten in Deutschland. Das gebiete die Erinnerung an den Nationalsozialismus. In der Erklärung heißt es ua.:
Nie wieder! Nie wieder sollen Menschen daran gehindert werden, Schutz und Sicherheit zu erlangen. Nie wieder sollen sie in Elend, Terror und in Krieg abgeschoben, zurückgedrängt werden. Schutz und Sicherheit, persönliche Entfaltung, das Recht, „Rechte zu haben“, wie es die vor den Nazis geflohene jüdische Philosophin Hannah Arendt postuliert hat, sollen Geltung haben.
Mahnwache und Kundgebung am Donnerstag, 6. August 2020 von 18.00 bis 21.00 Uhr auf dem Marienplatz in München
Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945, wurden die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. 65.000 Menschen verbrannten auf der Stelle, bis zum Ende des Jahres starben mehr als 200.000. Diese Opfer mahnen uns, die katastrophalen humanitären Folgen von Atomwaffen zu erkennen und für eine Welt ohne Atomwaffen einzustehen!
Nach langer Vorbereitung war es endlich am 24. Juli soweit: Vor dem Eingang zum Gefängnis Stadelheim in München wurden drei Gedenktafeln enthüllt, welche an das furchtbare Geschehen in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Damit gibt es nun neben einem – schwer zugänglichen – Gedenkraum im Inneren der Anstalt erstmals einen öffentlich gut sichtbaren Ort.
In einer kleinen Feierstunde hatten zuvor der Leiter der JVA Michael Stumpf und der bayerische Justizminister Georg Eisenreich in Anwesenheit von Angehörigen ehemaliger Verfolgter auf die Bedeutung Stadelheims als Teil des NS-Verfolgungsapparats und als zentrale Hinrichtungsstätte des süddeutschen Raums hingewiesen und betont, wie wichtig solch öffentlich sichtbares Gedenken für die Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus heute ist. Michael Stumpf war es ein besonderes Anliegen, dieses Gedenken noch im 75. Jahr nach der Befreiung zu realisieren; die großen Eisenplatten mit den Texttafeln wurden in den eigenen Häftlingswerkstätten gefertigt.
Wesentlich angeregt wurde dieses Projekt durch den vor einem Jahr verstorbenen Historiker Jürgen Zarusky, der mit seinen Untersuchungen zur Justiz der NS-Zeit wichtige Grundlagen geschaffen hatte. Neben Barbara Hutzelmann vom Münchner Stadtarchiv engagierte sich besonders Heidi Delbeck von der „Regionalgruppe Süd“ der „Nachkommen von NS-Verfolgten“. In ihrer Ansprache bei der Feierstunde berichtete sie als Tochter eines zum Tode verurteilten – aber dem Henker entkommenen – Widerständlers von den großen Schwierigkeiten bei der „Spurensuche“ nach der Lebensgeschichte der Verfolgten, vom Weiterwirken der Verfolgungsgeschichte in den Familien und vom jahrzehntelangen Desinteresse der Öffentlichkeit.
Als Ehrengast eingeladen war auch Heinz Biack aus Salzburg, dessen Vater Karl Biack u.a. wegen Abhörens von „Feindsendern“ vom Volksgerichtshof in Salzburg zum Tode verurteilt und im November 1944 in München-Stadelheim hingerichtet worden war.
Nun also informieren drei große Eisentafeln über die Geschichte der Haftanstalt und gehen auch ausführlich auf den Justizterror ein, der mit der Inhaftierung politischer Gegner*innen 1933 begann, sich schnell auf alle anderen Gruppen von Ausgegrenzten ausweitete und dann zielgerichtet zur Mordmaschinerie steigerte. Fast 1200 Menschen wurden hier vor allem während der Kriegszeit hingerichtet, darunter auch 75 Frauen. Viele „prominente“ Häftlinge waren dabei, so auch fünf Mitglieder der „Weißen Rose“. Etwa die Hälfte der in Stadelheim Ermordeten waren Ausländer*innen aus 19 Nationen, die wegen „Hochverrat“, „Sabotage“, „Heimtücke“ oder als „Volksschädling“ zum Tode verurteilt worden waren.
(Friedbert Mühldorfer)
Enthüllung der Gedenktafel, v.l.n.r.: Michael Stumpf, Heinz Biack, Heidi Delbeck, Georg Eisenreich
Pressemitteilung, Darmstadt, 27. Juli 2020. Der deutsche PEN protestiert gegen die Entscheidung eines Berliner Finanzamts, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen, der ältesten und größten antifaschistischen Organisation Deutschlands, die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Die VVN-BdA, die 1947 von ehemaligen KZ-Häftlingen gegründet wurde, ist bis heute eine wichtige Kraft nicht nur im Bereich „Erinnerungskultur“, sie ist auch aktiver Part in Bewegungen gegen Rassismus, Fremdenhass und andere Bedrohungen der Demokratie.